Juni 1952, die kleine Annie ist 12 Jahre alt
Eines Sonntagnachmittags geschieht etwas Entsetzliches – ohnmächtig muss sie miterleben, wie der Vater die Mutter umzubringen versucht. Nach kurzer Zeit beruhigt sich der Vater, und Annie versucht, den Eklat zu vergessen. Bis sie, nahezu ein halbes Jahrhundert später, auf ein altes Foto stößt, das eine Flut von Erinnerungen auslöst.
Aber was genau ist damals geschehen? Und wie ist es dazu gekommen?
Je tiefer Annie in dieses entscheidende Jahr eintaucht, umso deutlicher wird ihr die Spannung, in der die Eltern lebten, zwischen dem Wunsch nach sozialem Aufstieg und dem demütigenden Rückfall in die alten Verhältnisse. Und auch Annies Zerrissenheit gewinnt an Kontur, ihr immer wieder schmerzhaftes Bemühen, dem Einfluss einer religiösen Erziehung zu entrinnen und der bohrenden Sehnsucht nach Aufbruch und einem besseren Leben zu folgen.
Scham ist das beharrliche Gefühl der eigenen Unwürdigkeit. Annie Ernaux seziert es an sich selbst, indem sie weit zurückschwingt in eine eigentlich unfassbare Episode ihrer Kindheit und in eine Vergangenheit, die nicht vergehen will.
Annie Ernaux, geboren 1940, bezeichnet sich als »Ethnologin ihrer selbst«. Sie ist eine der bedeutendsten französischsprachigen Schriftstellerinnen unserer Zeit, ihre zwanzig Bücher sind von Kritik und Publikum gleichermaßen gefeiert worden.
Pressestimmen
»[Ernaux] hat uns Bücher geschenkt, die schmerzen, aber auch heilen, weil sie uns zeigen, dass wir mit unseren Verletzungen nicht allein sind, dass wir nicht die Einzigen sind, die ›so‹ sind. Die Scham ist eines davon.«
Bettina Hartz, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
»Die Wucht der Bücher von Annie Ernaux liegt in der Genauigkeit und Klugheit einer Analyse, aus der weder Selbstmitleid noch irgendein weiterführendes Interesse für sich selbst sprechen. Ernaux macht Band für Band vor, wie autobiografische Überlegungen zu Essenzen von Wahrheit für alle führen können.«
Christine Schneider, Frankfurter Rundschau
»Ernaux‘ Buch ist in seiner Kürze eindringlich, soziologisch wertvoll …«
Der Tagesspiegel
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