Theaterstücke von Hanoch Levin – Die prägendste Stimme des israelischen Theaters
Hanoch Levin war der wichtigste israelische Dramatiker des 20. Jahrhunderts, dessen Werk das israelische Theater bis heute maßgeblich beeinflusst. Aufgrund der stark gestischen, zugleich poetischen und verfremdenden Sprache seiner Texte gilt er als Klassiker des israelischen Gegenwartstheaters, dennoch begann seine Rezeption im Ausland erst spät. Die Anthologie Die im Dunkeln gehen stellt nun erstmals einen Querschnitt durch das vielfältige Werk Levins auf Deutsch vor.
Levin gilt seit seinen ersten Satiren als treffsicherer politischer Autor; seine zahlreichen Komödien setzen sich mit entfremdeten gesellschaftlichen Verhältnissen, sozialen Ansprüchen und hierarchischen Beziehungsverhältnissen auseinander. Schitz (שיץ, 1975) bietet eine scharfe Analyse des Materialismus der alltäglichen Figuren, der all ihre Beziehungen zersetzt, im Krieg noch stärker als im Frieden. Freundlicher ist Levins Blick in der Komödie Die Kofferpacker (אורזי מזוודות, 1983), die in einem Gewimmel kurzer Szenen das Leben mehrerer Familien zwischen Abreise, Wiederkehr und unerfüllten Träumen sowie zwischen Hochzeiten und Beerdigungen zeichnet.
Ab den 1980er Jahren wandte sich Levin mythologischen Stoffen zu, denen er eine ganz eigene Form gibt, indem er die Gewalt in den Beziehungen konsequent auf Basis einer Dramaturgie der Drohung auseinanderlegt. Das eindrücklichste dieser Stücke ist Hiobs Leide (יסורי איוב, 1981), das die biblische Hiob-Geschichte in einem Imperium ohne Gott erzählt. Levins bekanntestes Stück wiederum, Das Kind träumt (הילד חולם, 1991), greift historische Verfolgungserfahrungen auf und erzählt die Geschichte der Flucht einer Mutter und ihres Kindes vor Soldaten bis in das Land der toten Kinder, wo der Messias kommen soll.
In Die im Dunkeln gehen (ההולכים בחושך, 1998) wird das aus den Komödien vertraute Viertel einer Großstadt selbst zum mythisch-absurd verfremdeten Ort nächtlicher Wanderer und ihrer Gedanken. In Mord (רצח, 1997) wiederum gelingt es Levin, den Kreislauf der Gewalt im israelisch-palästinensischen Konflikt nicht nur zu thematisieren, sondern in die Form des Stücks selbst zu überführen.
Aus dem Hebräischen übersetzt und mit einem einleitenden Essay von Matthias Naumann.
Hanoch Levin (1943–1999) begann seine Theaterkarriere mit mehreren scharfen Satiren nach dem Sechstagekrieg 1967, die ihn zu einem zugleich bekannten und umstrittenen Autor machten.
Von den 1970er Jahren bis zu seinem Tod arbeitete er kontinuierlich an den großen Bühnen in Tel Aviv, schrieb über 50 Stücke und inszenierte zahlreiche seiner Uraufführungen selbst. Am bekanntesten wurde sein Stück Das Kind träumt (הילד חולם, 1991).
Bis heute gilt er als einer der wichtigsten israelischen Theatermacher*innen, dessen Stücke in Israel weiterhin und zunehmend auch im Ausland viel gespielt werden.
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