Reportagen aus den Gerichten
Die Gerichtsreportagen, die Gabriele Tergit ab 1924 für den Berliner Börsen-Courier, ab 1925 für das Berliner Tageblatt und ab 1929 auch für die Weltbühne in der ihr eigenen literarischen Sprache schrieb, bilden das Herzstück ihrer journalistischen Arbeit.
Tergit verstand den Gerichtssaal als Bühne, auf der sich bei jeder Verhandlung ein neues Stück abspielte. Dabei interessierte sie vorrangig der sonderbare Einzelfall, der interessante, merkwürdige, tragische Charakter des Tatbestands und der Angeklagten.
Und doch beobachtete sie in jedem Fall, der bei Gericht verhandelt wurde, stets das Ringen der gesellschaftlichen Kräfte im Hintergrund, die soziale Misere, die die Menschen erst zu verbrecherischen Taten treibt.
Kein historischer Bericht, keine Chronik zeigen die Weimarer Republik und die Zwischenkriegszeit klarer, hellsichtiger und vielschichtiger als Tergits journalistische Arbeiten, aus denen Nicole Henneberg – Herausgeberin der bisherigen Neuausgaben von Tergits Werk bei Schöffling & Co. – eine üppige Auswahl getroffen hat.
Gabriele Tergit (1894–1982), Journalistin und Schriftstellerin, schrieb drei Romane, zahlreiche Feuilletons und Reportagen sowie posthum veröffentlichte Erinnerungen.
1933 emigrierte sie nach Palästina, 1938 zog sie mit ihrem Mann nach London. Von 1957 bis 1981 war sie Sekretärin des PEN-Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland.
Ihre Gerichtsreportagen machten sie berühmt und markierten den Beginn ihrer literarischen Karriere.
Pressestimmen
»(…) Gerichtsreportagen, die auch heute nicht antiquiert wirken, sondern – wie gute Literatur – unterhalten, empören, aufklären, die Bekanntschaft mit den Menschen vertiefen.«
Jens Bisky, Süddeutsche Zeitung
»Keine deutschsprachige Journalistin der 20er Jahre beobachtete genauer und formulierte treffender … Ein weiblicher Alfred Polgar – nur leidenschaftlicher.«
Michael Bauer, Focus
»In all den kurzen Berichten beleuchtet Tergit vor allem das Milieu, aus dem die Angeklagten kamen. Und sie stellt stets auch die widrige Zeit in Rechnung.«
Bernd Noack, Neue Zürcher Zeitung
»Tergits knapp gefasste Texte lesen sich wie präzise Milieustudien einer Gesellschaft im Umbruch.«
Thomas Wagner, Neues Deutschland
»(Diese Reportagen) ermöglichen einen tiefen Einblick in das von Klassenkonflikten und vielfältigen Kämpfen um Emanzipation geprägte Großstadtleben in der Weimarer Republik.«
Thomas Wagner, Neues Deutschland
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