Erzählung eines Lebens
»Heute ist Mittwoch« – der Tag, an dem ein Mann seinen älteren, an Parkinson erkrankten Vater zu Untersuchungen begleiten muss. Auf einem ihrer Spaziergänge am Donaukai des Belgrader Vororts Zemun entlang erblickt der bis dahin schweigsame Vater einen Mann, der in ihm böse Erinnerungen weckt, und beginnt aus seinem Leben zu erzählen.
Einst gefürchteter Parteiaktivist und Geheimdienstmitarbeiter, hat er Menschen brutal und ohne Skrupel schikaniert. Als sich eines seiner Opfer rächt und ihn als Stalinisten anzeigt, verbannt man ihn in das berüchtigte Arbeitslager auf Goli otok in der Adria.
Dass er so seinerseits zum Opfer wird, hält ihn später nicht davon ab, seine Familie zu tyrannisieren. Erst die Krankheit macht aus ihm ein Häufchen Elend.
Während er den großspurigen Geschichten seines Vaters lauscht, muss der Sohn entscheiden, wie viel Glauben er ihm schenken kann, ob die Krankheit und das Erlittene ihn von seiner Schuld freisprechen oder nicht.
»Heute ist Mittwoch« ist der bisher vielleicht politischste Roman Albaharis über die Missetaten des kommunistischen Regimes gegenüber der Bevölkerung und die lange verschwiegenen, grausamen Praktiken, die nach 1948 auf der »nackten Insel« herrschten.
Zugleich stellt David Albahari mit schwarzem Humor und erzählerischer Raffinesse vermeintliche Wahrheiten über Täter und Opfer infrage.
David Albahari wurde 1948 in Peć im heutigen Kosovo geboren und ist einer der renommiertesten Schriftsteller Serbiens. Er studierte Englische Literatur in Belgrad und hat Vladimir Nabokov und John Updike ins Serbische übersetzt.
1973 erschien sein erster Erzählungsband, zahlreiche weitere Romane und Erzählungen folgten.
Sein Werk ist vielfach ausgezeichnet worden, z.B. mit dem NIN-Preis, dem Andrić-Preis und dem Isidora-Sekulić-Preis (2014).
David Albahari lebt in Calgary und Belgrad.
Pressestimmen
»Heute ist Mittwoch glüht vor Tiefe und Tragik und sprüht vor Intelligenz und Ironie. (…) David Albahari hat seiner Krankheit ein mächtiges Werk des Trostes abgerungen«
Andreas Breitenstein, NZZ
»Dieses Buch hat keine Geschichte, es ist Geschichte. (…) Das Persönliche steht zwar bei Albahari im Mittelpunkt, doch wer genau hinhört, erfährt alles über die Welt.«
Carsten Hueck, Deutschlandfunk Kultur
»Albahari erweist sich erneut als Erzähler der genauen psychologischen Beobachtung. Er klagt nicht an, sondern beschreibt ohne Pathos, welche Spuren seelischer Verwüstung die Gewalt hinterlässt.«
Terry Albrecht, Deutschlandfunk Kultur
»David Albahari hat einen luziden, von großer Achtsamkeit und Kraft durchdrungenen Roman geschrieben, ein Buch, das durch seine Intelligenz und Menschlichkeit beeindruckt und von geradezu ehrfürchtig wirkender Ruhe durchdrungen ist.«
Marica Bodrožić, WDR 3 – Gutenbergs Welt
»David Albahari, einer der wichtigsten serbischen Gegenwartsschriftsteller, (…) entfaltet ein unglaublich spannendes Beziehungsgeflecht. Sowohl zwischen Generationen und Überzeugungen als auch innerhalb einer Familie.«
Christa Nebenführ, Buchkultur
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